Inkarnationsarbeit ist wunderbar, sie hat ungemein viele Seiten. Jede Rückführung ist eine Reise in eine andere Welt, in andere Lebensbedingungen und andere Zeiten.
Ich weiß noch gut, wie beeindruckend für mich die Rückführung zu einer germanischen Inkarnation war. Bis dahin hatte ich eine klare Vorstellung von den „Germanen“, die – wie sollte es anders sein – dem vorherrschenden Bild (das der römischen Sicht entspringt) entsprach. Ich hielt sie für recht derbe Menschen, in deren Leben kein Auge trocken blieb, wie man so schön sagt.
Meine Rückführungs-Erfahrung zeigte jedoch etwas sehr Feines und Sensibles, denn ich erinnerte und erlebte eine Welt von Waldmenschen. Was mir begegnete, hatte nichts mit dem zu tun, was ich bisher über die germanische Kultur gedacht oder gelesen hatte. Die Gruppe, ein Stamm im Norden des heutigen Deutschlands, lebte vollkommen in und im Einklang mit ihrer Umgebung, dem Wald.
Er war von großer Bedeutung, denn er war ihr Lebensraum. Sie hatten keine Häuser, Hütten oder feste Dörfer, der Wald war ihr zu Hause. Er war ihr Schutz, ihre Nahrungsquelle und bestimmte ihre täglichen Bedingungen. Sie lebten wie selbstverständlich mit den Geistern des Waldes zusammen, die eine ständige Wahrnehmung waren. Feine Geister, knorrige Geister, lustige Gesellen, flüchtige und vieles, was wir heute nur aus Märchen kennen. Wer jetzt meint, sie waren vielleicht psychisch krank oder hätten zu viele Pilze gegessen, irrt. Es waren sensible Menschen, die die Energien ihrer Umgebung genau wahrnahmen.
Dass in dieser Welt christliches Gedankengut keinen Nährboden fand, ist selbstverständlich, denn hier gab es so viele Wesen und Gestalten, dass die Vorstellung eines einzigen Gottes ganz unmöglich war – sie spürten etwas anderes. Jeder Baum, die Sträucher, Pilze und Pflanzen waren Gegenüber, wurden als Lebewesen wahrgenommen und oft sogar als Freunde. Ihre Welt war voller Leben, nichts war unbeseelt, alles hatte Energie und Eigenheiten. In dieser Kultur wusste man, dass ein Geschöpf das starb, nicht tot war, sondern einfach anders wurde.
Das damit verbundene Lebensgefühl war animistisch, von Wundern und Zauberei durchtränkt und alles war darin aufgehoben.
Heute habe ich manchmal Sehnsucht nach Wald. Heute erlebe ich ihn immer noch als Freund und als einen Ort, an dem man aufgehoben ist. Und wenn ich den Lärm der Stadt ganz hinter mir lasse, entdecke ich wieder, dass die Bäume Wesen sind, die Ausstrahlung besitzen, miteinander kommunizieren, eine Rangordnung haben und das einmalige Klima eines Waldes schaffen. Die Menschen damals wussten das, sie waren nicht derb und grob, sondern fein und empfindsam mit ihrer Umgebung verbunden.
Mit der Zeit habe ich eine Menge solcher Erfahrungen gesammelt und Einblicke in unterschiedliche Kulturen bekommen. In der Gesamtheit sind diese Inkarnationserinnerungen ein Schatz, der Reichtum hinterlässt. Er macht mich gleichermaßen kenntnis- und erfahrungsreich und stärkt von Mal zu Mal mein Verständnis für Menschen. Die Vielfalt, Kreativität und der Einfallsreichtum, mit dem sie, wir! unsere Lebensbedingungen über die Jahrtausende hinweg gemeistert haben, ist einfach wundervoll.
1 Kommentar
Meike
Was für ein schöner, einfühlsamer Artikel! Ich entdecke ihn erst jetzt nach 2 Jahren.
Ich teile die Erfahrung, dass die Erinnerungen aus Inkarnationen ein ganz anderes Verständnis von dem freigeben, wie Menschen in anderen Kulturen und zu anderen Zeiten gelebt haben. Danke für die Erinnerung daran.
Das bestärkt mich darin, mich in der Auseinandersetzungen mit Inkarnationen noch mehr auf mein Gefühl, mein Empfinden zu vertrauen.